ERICH KÄSTNER:  Neuausgaben seiner Gedichte – bei uns zum Ausleihen

Heuer jährt sich der Todestag des Verfassers von Kinderbuch-Klassikern wie „Emil & Die Detektive“ und „Pünktchen und Anton“ zum 50. Male. Aus diesem Anlass hat der Atrium-Verlag in Zürich, der dem Werk Kästners besonders verpflichtet ist, drei interessante Gedichtbände herausgebracht, war doch der Autor ein zu allererst Lyriker mit großer Bekanntheit in seiner Zeit. Meisterhaft beherrschte er die Kunst, es auf den Punkt zu bringen, es kurz und bündig zu sagen. Berühmt sind diese zwei Zeilen: „Es gibt nichts Gutes / außer: Man tut es.“  Oder: “ Die Menschen sind gut / bloß die Leute sind schlecht.“  Dieses und mehr findet man/frau in dem schmalen Bändchen Das Leben ist immer lebensgefährlich, 1950 erstmalig erschienen, jetzt wieder aufgelegt. Eine geistreiche Lektüre für zwischendurch.

Etwas für Feinspitze ist das Büchlein mit dem Titel Lieschen Neumann will Karriere machen, in dem Kästners Beiträge zum „Uhu“,  einem zeitgeistigen Magazin des Ullstein-Verlages, versammelt sind, seinerzeit eine kultige Publikation im Berlin der swingenden 20 Jahre. Seine Verse wurden oft illustriert, teils mit raffinierten Fotomontagen, die uns Heutigen zeigen können, wie es man schon damals verstand, auch ohne Photoshop und KI, Betrachter:innen und Leser:innen zu überraschen, zu verblüffen und zu erheitern. Die Themen der Uhu-Gedichte und Bilder reichen von  Amouren in Nebengassen, Träumen junger Strumpfverkäuferinnen, Stammtisch-Szenen bis zu Wohlstandsmüll im Wald – irgendwie auch moderne Themen. Sogar Comic-artige Illustrationen in Form von Rommé-Spielkarten gibt es hier. Dieses Buch ist textlich und bildlich eine Freude vor allem für Kästner-Kenner, aber auch für Kästner-Entdecker.

Dass Kästner auch ein Friedensbewegter war und sich nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als öffentliche Person in der deutschen Nachkriegsgesellschaft für Friedens-Anliegen einsetzte, ist heute weniger bekannt. Die Gedicht- und Prosa-Sammlung Das Land, wo die Kanonen blühn ist ein eindrucksvoller Beleg für den Zivilbürger Kästner, der sich nicht zuletzt auch mit dem Jugendbuch „Konferenz der Tiere“  für Pazifismus und Humanismus einsetzte. Hier, in diesem schmalen Bändchen, finden sich neben Gedichtklassikern wie der titelgebende auch Reden (u.a. gegen den Vietnam-Krieg) und Ansprachen (Oster-Marsch). In seiner Lyrik und Prosa wird die Hohlheit der Argumente von Kriegsbefürwortern und -hetzern bloßgelegt, wie gewohnt mit Stil und Eleganz. Beim Lesen ertappt man sich dabei, eine solche Stimme in unserer Zeit zu vermissen, obwohl der Krieg mittlerweile längst nach Europa zurück gekehrt ist.

Der Herausgeber hat diese Sammlung ergänzt durch nützliche Informationen in Vorwort und Nachwort zu Werk und Autor sowie durch eine detailliertes Verzeichnis der publikatorischen Daten. Der Atrium-Verlag scheint lobenswerterweise großen Wert auf editorische Akuratesse zu legen.

Erich Kästner – weitere Bücher in unserem Bestand

Emil und die Detektive
Kästner, Erich. Trier, Walter Illustrationen. 2008

Pünktchen und Anton
(Comic)
Kästner, Erich ; Kreitz, Isabel, Illustrationen 2018

Das doppelte Lottchen / Ein Roman für Kinder
Kästner, Erich 1987

Erich Kästner / mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten
Enderle, Luiselotte ; Kusenberg, Kurt [Hrsg.], 1993

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